9 Gründe für Strohdämmung

Christian Reisenthaler
4 min readOct 11, 2016

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Im Jahr 2007 haben wir uns aus ganz pragmatischen Gründen für den Bau eines Hauses mit Strohdämmung entschieden. Meine Frau und ich suchten damals nach einem Fertigteilhaus mit hoher Qualität das wir uns auch leisten können. Nach einem relativ kurzen Abwägungspozess haben wir uns für einen Holzriegelbau mit Strohdämmung in Passivbauweise entschieden.

Weil wir schon seit über 8 Jahren darin wohnen, kann ich jetzt mit ruhigem Gewissen folgendes sagen: Es funktioniert!

Heute weiß ich, dass unser Entschluss richtig war und möchte Euch 9 Gründe nennen, die aus meiner persönlichen Sicht für Strohdämmung sprechen:

1. Es ist möglich: Fertigteil-Haus mit Strohdämmung

Es ist heute möglich ein ganz normales Fertigteil-Haus mit Strohdämmung zu bauen und es kostet nicht mehr als eines mit konventioneller Dämmung. Stroh ist zwar günstiger als andere Dämmstoffe, aber weil die Wände etwas dicker sind ist mehr Konstruktionsholz erforderlich, was wiederum den Kostenvorteil neutralisiert. Man bekommt allerdings mehr für sein Geld, denn die Qualität eines mit Strohballen gedämmten Hauses ist unschlagbar. Unser Haus wurde in einer Halle vorgefertigt und vor Ort innerhalb eines Tages aufgestellt.

2. Massive Bauweise mit gutem Lärmschutz

Ursprünglich wollten wir ein ganz normales Fertigteil-Haus bauen. Wir sind also in ein Musterdorf mit Fertigteil-Häusern gefahren und haben dort alle Musterhäuser abgeklappert. Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als wir am Weg zurück zum Auto waren und ich mir folgendes dachte: Wie kann das sein, dass bei so vielen Häusern kein einziges angeboten wird bei dem ich ein gutes Gefühl habe. Entweder Bauweise und Wandaufbau wirkten filigran oder es handelte sich um Ziegel bzw. Beton, was wiederum eine längere Bauzeit bedingt hätte. Durch den Tipp eines Freundes sind wir dann auf die Möglichkeit mit Stroh zu dämmen gestoßen. Aufgrund der vorgegebenen Größe der hoch komprimierten Strohballen ergibt sich eine Wanddicke von ca. 40 cm. Der Wandaufbau ist somit wirklich massiv und bietet auch sehr guten Schallschutz.

3. Unschlagbares Raumklima und keine Schadstoffe

Es kommt immer wieder vor, dass Leute die erstmalig in unser Haus kommen in etwa folgendes bemerken: „Irgendetwas ist hier anders, weil man fühlt sich da so wohl.“

Ich führe das darauf zurück, dass die komplette Außenhülle des Hauses aus natürlichem Material besteht, was sich offensichtlich auf das Raumklima sehr positiv auswirkt. Die etwas dickere Wandstärke führt zu einer extrem guten Dämmung des Hauses, das heißt im Sommer bleibt es angenehm kühl und im Winter schön warm. Im Stroh sind auch garantiert keine Schadstoffe enthalten die entweichen können.

Unser Strohhaus. (Bild: Herbert Gruber)

4. Ausgezeichnete Wärmedämmeigenschaften

Schon in früheren Zeiten war Stroh als Material mit hervorragenden Dämmeigenschaften bekannt. Strohballen wurden über den Winter auf den Dachböden über Wohnhäusern gelagert und haben somit für Wärmedämmung nach obenhin gesorgt. Stroh ist ein so guter Dämmstoff, dass er sich auch optimal für den Bau von Passivhäusern eignet.

5. Zertifizierter Wandaufbau

Stroh hat in Österreich und auch in Deutschland die baubehördliche Zulassung als Dämmstoff. Auch der notwendige Brandschutz ist gewährleistet. Durch die starke Kompression fehlt zum Brand der nötige Sauerstoff und bei entsprechendem Wandaufbau wurde sogar Brandschutzklasse F90 ermittelt, das heißt eine Mindestfeuerwiderstandszeit von 90 Minuten ist gewährleistet.

6. Jeder Zimmerer kann das!

Stroh ist überall verfügbar und die standardisierten Kleinballen können vom lokalen Zimmerer einfach eingebaut werden. Im Idealfall bleibt dann die Wertschöpfung in der unmittelbaren Region. Es kann schon einmal vorkommen, dass sich der lokale Zimmerer diese Bauweise nicht zutraut. Dann bleibt immer noch die Möglichkeit auf den nächst gelegenen auszuweichen, der macht es bestimmt.

7. Lange Lebensdauer

Die Technik, Häuser mit gepressten Strohballen zu bauen, ist in den USA Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Viele dieser Häuser stehen noch heute und stellen den Beweis für die Haltbarkeit von Stroh dar. Weil das Stroh in der Wand hermetisch von der Umgebung abgeschlossen ist und dadurch keinerlei Umwelteinflüssen ausgesetzt ist, hat es eine extrem lange Haltbarkeit. Wenn das Haus nach seiner langen Lebensdauer doch irgendwann einmal abgerissen werden sollte, dann entsteht kein Sondermüll wie bei anderen Dämmstoffen, denn Stroh kann einfach kompostiert oder verheizt werden.

8. Stroh ist nicht nur klimaneutral, es speichert sogar CO2

Die Mehrzahl der neu gebauten Standardhäuser wird heute glücklicherweise bereits recht gut gedämmt, was den laufenden Heizenergiebedarf reduziert. Selten wird allerdings darauf geachtet, dass schon zur Herstellung von herkömmlichen Dämmmaterialen eine Menge an fossiler Energie verbraucht wird. Bei der Berechnung der Ökobilanz über die Lebensdauer eines Hauses fällt der Energieverbrauch zur Herstellung entsprechend mehr ins Gewicht.

Stroh ist ein nachwachsender Rohstoff und somit klimaneutral. Das heißt, CO2 das in der Wachstumsphase aus der Atmosphäre im Stroh gebunden wird, ist für die gesamte Lebensdauer im Haus gespeichert. Mit der Wahl von Stroh als Dämmstoff hat man somit in doppelter Hinsicht etwas gegen den voranschreitenden Klimawandel getan.

9. Stroh ist symphatisch

Wer bereits mit unterschiedlichen Dämmstoffen gearbeitet hat, kann meine Erfahrungen sicher nachvollziehen. Wenn ich Mineralwolle nur höre, dann überkommt mich ein Juckreiz am ganzen Körper. Wenn ich Styropor sehe dann regt sich bei mir die Erinnerung an statische Aufladung, chemischer Geruch und ein unangenehmes Quietschen. Im Gegensatz dazu habe ich bei Stroh Assoziationen wie warm, weich, schöne Farbe und natürlich. Stroh ist für mich einfach ein sympathischer Werkstoff.

Ich werde hier noch viele weitere Artikel schreiben und wenn Dich bezüglich Strohdämmung etwas spezielles interessiert, dann lass es mich wissen. Vielleicht bist du gerade dabei ein Haus zu bauen oder zu sanieren und überlegst jetzt mit Stroh zu dämmen. Dann würde es mich sehr freuen, wenn du mir Deine Überlegungen mitteilst.

Wenn du zum Thema Strohdämmung etwas sagen möchtest schreib mir einen Kommentar oder auch ein Email (strohblogger@a1.net). Ich freue mich über jede Rückmeldung!

Hier gehts zu meinem BLOG www.strohblogger.com

Links:

Fachverband Strohballenbau Deutschland e.V.

Strohballenbau Wikipedia

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Christian Reisenthaler

Strohblogger — Ich schreibe hier über den Einsatz von Stroh als Dämmaterial und Baustoff — Schreib mir was Du dazu hören willst: contact@strohblogger.com