Heizen mit Luft/Luft Wärmepumpe im Niedrigstenergiehaus?

Christian Reisenthaler
9 min readFeb 2, 2025

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Unser Strohhaus ist sehr gut gedämmt (es ist nicht ganz ein Passivhaus) und die Heizung ist denkbar einfach: ein Kaminofen — und sonnst nichts! Mit etwa vier Raummetern Holz pro Heizsaison erzeugen wir die gesamte Wärme für unser Haus. Doch im Laufe der letzten Jahren kamen wir langsam zu folgender Erkenntnis: die Art der Heizung ist nicht mehr ganz zeitgemäß und unbequem ist sie auch — es wird langsam Zeit für eine Veränderung. Und dann hat mich der Energiesparkommissar am Barcamp Renewables auf die Idee gebracht, dass eine Luft/Luft-Wärmepumpe (in Form eines Split-Geräts) unser gesamtes Haus effizient und komfortabel beheizen könnte. Diese Technik wäre für unser Haus deswegen sehr passend, weil es durch die gute Dämmung einen geringen Energiebedarf hat und über keinerlei Heizkörper oder Fußbodenheizung verfügt. Heute erzähle ich euch, warum wir diese Umstellung machen möchten und welche Überlegungen dabei eine Rolle spielen.

Unser Rüegg Kamin reicht aus um das ganzes Haus zu heizen

Drei Gründe für die Umstellung

  1. Komfort
    Das Heizen mit einem Kaminofen hat zweifellos Charme, aber es bringt auch einige Herausforderungen mit sich. Vier Raummeter Holz — das sind mehr als 2.000 Kilogramm — müssen in einer Heizsaison ins Wohnzimmer transportiert und verheizt werden. Das macht Arbeit, schafft Unordnung und kostet natürlich auch Zeit.
4 Raummeter Holz pro Saison müssen ins Wohnzimmer

Hinzu kommt, dass es schwierig ist, die Temperatur im Haus konstant zu halten. Oft lassen wir den Ofen ausgehen und müssen neu anheizen — das sorgt für Temperaturschwankungen. Die Warmluftverteilung über unsere Wohnraumlüftung, eine Aerosmart M von Drexel&Weiss, funktioniert zwar, könnte aber durchaus noch gleichmäßiger sein, vor allem was die Temperaturen in den unterschiedlichen Räumen betrifft.

Mit einem Split Klimagerät wäre der Aufwand drastisch reduziert: Kein Holz mehr ins Haus schleppen, keine Asche entsorgen, keine oder zumindest weniger Temperaturschwankungen. Außerdem könnten wir unser Haus vor der Heimkehr aus dem Urlaub vorheizen und auch eine konstantere Wärme im Tagesverlauf wäre möglich.

2. Umwelt
Holz ist ein wertvoller Rohstoff, der viel bessere Verwendungen hat, als einfach nur verbrannt zu werden. Der Feinstaub und die Schadstoffe, die beim Heizen mit unserem Kaminofen entstehen, sind nicht zu übersehen — und zu riechen, besonders bei ungünstigen Wetterlagen. Und auch wenn Holz als CO2-neutral gilt, wird das gebundene CO2 freigesetzt, das Bäume über viele Jahrzehnte gespeichert haben. Eine Wärmepumpe arbeitet hingegen effizient und emissionsfrei, wenn der Strom aus erneuerbaren Quellen, wie zum Beispiel von unserer PV-Anlage, stammt. Das wäre ein klarer Gewinn für die Umwelt.

3. Zukunftssicherheit und Technologie
Ein Split Klimagerät mit moderner Technik bietet nicht nur Wärme, sondern auch Kühlung im Sommer — obwohl das bei unserem Haus aufgrund der guten Strohdämmung derzeit noch kein Thema ist, wäre es angesichts der immer häufigeren Hitzewellen, sicherlich ein wertvolles Feature für die Zukunft. Hinzu kommt die Integration in unser Hausautomatisierungssystem, wodurch sich das Gerät besonders komfortabel steuern ließe. Mit einem solchen Heizsystem wäre unser Haus nicht nur energieeffizienter, sondern auch für die Zukunft optimal gerüstet.

Optik, Lautstärke, Wohlbefinden — Vorurteile?

Ein Aspekt, über den ich mir auch Gedanken gemacht habe, ist die Optik eines Klima-Splitgeräts. Das Innengerät ist sichtbar und könnte ein Störfaktor im Raum sein. Diese mögliche Auswirkung möchte ich durch die Auswahl eines schlanken und ansprechend Modells, sowie einer Positionierung möglichst außerhalb des Blickfelds, gering halten.

Die Lautstärke ist ein weiteres Thema. Die meisten hochwertigen Geräte sind im Heizbetrieb sehr leise (typisch um die 20–30 Dezibel). Nur wenn in kurzer Zeit stark aufgeheizt werden muss, können die Geräusche unangenehm werden, danach fährt das Gerät die Leistung zurück und es ist kaum mehr hörbar. Stärkere Luftbewegungen im Raum, vor allem auch beim schnellen Anheben der Temperatur, können auch als störend empfunden werden. In beiden Fällen kommt die zeitliche Steuerung ins Spiel: Mit einer smarten Steuerung lässt sich die Heizleistung so planen, dass stärkere Luftströme und Geräusche auftreten, wenn der Raum ungenutzt ist. Wenn wir dann den Raum betreten, ist er bereits angenehm warm, und die Geräusche sind minimal, oder gar nicht vorhanden, wenn die Anlage für eine gewisse Zeit automatisch ausgeschaltet werden kann.

Was das Wohlbefinden betrifft, sorgt eine Luft/Luft-Wärmepumpe für ein angenehmes Raumklima ohne große Temperaturschwankungen. Die fehlende Strahlungswärme kann durch eine geringfügig höhere Raumtemperatur kompensiert werden. Die zusätzlichen Filterfunktionen vieler Modelle könnte die Luftqualität in unserem Haus auch noch weiter verbessern.

Lautstärke und Wohlbefinden gehören zu den klassischen Vorurteilen gegenüber dem Heizen mit Klimaanlagen — und wie man sehen kann, bin ich auch nicht ganz frei davon. In Österreich und auch in Deutschland gibt es viele Vorurteile gegenüber dem Heizen mit Klimaanlagen: hoher Stromverbrauch, unangenehme Wärme, Lärm und die Annahme, sie seien für kalte Winter ungeeignet.

In den nordischen Ländern wie Schweden oder Norwegen sind solche Bedenken kaum verbreitet. Dort gelten Luft-Luft-Wärmepumpen als effizient und zuverlässig, selbst bei Temperaturen unter -20°C. Die hohe Akzeptanz liegt an langjähriger Erfahrung, technologischem Vertrauen und hohen fossilen Brennstoffpreisen. In Deutschland und Österreich hingegen dominiert noch das traditionelle heizen mit fossilen Brennstoffen, was die Skepsis gegenüber modernen Heizmethoden verstärkt. Mit steigenden Energiepreisen wird sich diese Wahrnehmung jedoch sicher noch ändern.

Das Kältemittel: Ein wichtiger Faktor

Die meisten modernen Geräte verwenden das Kältemittel R32, das einen deutlich geringeren Treibhauspotenzialwert (GWP) als frühere Kältemittel wie R410A hat. Der GWP-Wert von R32 liegt bei 675, während R410A bei 2088 liegt. Das macht R32 umweltfreundlicher, wenngleich es bei einem etwaigen Austritt aus dem Kältekreislauf eine immer noch recht erhebliche Auswirkung auf user Klima hat. Ab 2029 werden in der EU strengere Vorgaben gelten, die Kältemittel mit einem noch geringeren GWP erfordern und das bedeutet, dass schon in ein wenigen Jahren auch das Kältemittel R32 nicht mehr zulässig sein wird.

Es ist auch schon eine viel bessere Alternative im Kommen. Das natürliche Kältemittel R290 (Propan) ist für den Einsatz in Luft/Luft Wärmepumpen ideal. Es hat einen GWP-Wert von nur 3! Bei Luft/Wasser Wärmepumpen ist es auch schon bei immer mehr Modellen im Einsatz. Leider bietet aktuell nur ein einziger Hersteller ein Split Klimagerät mit R290 an (Midea Easy-Serie). Ich habe mir das Modell angeschaut und für mich sind bei dem Modell leider hinsichtlich Wintereffizienz und Kompatibilität mit meiner Hausautomation noch einige Fragen offen.

Anfrage bei Herstellern: Welche Pläne bezüglich R290-Geräten gibt es?

Um mehr über die Verfügbarkeit von Split Klimageräten mit dem umweltfreundlicheren Kältemittel R290 (Propan) zu erfahren, habe ich die bekanntesten Hersteller kontaktiert: Panasonic, Daikin, Mitsubishi Electric, Toshiba, LG. Leider war die Resonanz sehr schwach. Die meisten Hersteller haben entweder keine konkreten Pläne oder vertrösteten auf unbestimmte Zeit. Eine Ausnahme bildet Mitsubishi Electric: Sie haben mir mitgeteilt, dass sie auf der Fachmesse Chillventa 2024 erste Geräte mit R290 vorgestellt haben. Die Markteinführung dieser Geräte ist für April 2025 angekündigt. Geplant sind Modelle mit einer Kühlleistung von 2,5 kW, 3,5 kW und 5 kW. Konkretere Informationen zu den Modellen sind leider noch nicht verfügbar.

Diese Entwicklung finde ich vielversprechend, und ich hoffe, dass sich andere Hersteller bald anschließen werden.

Wer bedenken bezüglich der Sicherheit von Anlagen mit Propangas hat, der kann sich dieses informative und gleichzeitig unterhaltsame Video anschauen.

Überlegungen zur Dimensionierung und Positionierung der Luft/Luft Wärmepumpe

Dimensionierung: Wie viel Heizleistung braucht es?

Eine gängige Faustregel besagt, dass für ein gut gedämmtes Haus etwa 40 Watt pro Quadratmeter benötigt werden. Bei einer Wohnfläche von 126 m² ergibt sich eine notwendige Nominalleistung von rund 5 kW, um das ganze Haus effizient zu beheizen.

Ein Vergleich mit unserem aktuellen Holzverbrauch

Doch wie lässt sich das mit unserem bisherigen Heizverhalten vergleichen? Der Heizwert unseres in einer Saison verbrannten Holzes liegt bei etwa 7.000 kWh pro Jahr. Da unser Kaminofen jedoch einen eher schlechten Wirkungsgrad hat (geschätzt etwa 70 %), bleiben effektiv nur rund 5.000 kWh nutzbare Energie übrig.

Zusätzliche Effizienzsteigerung: Abdichtung der Luftzufuhr zum Kaminofen

Ein sicherlich nicht unerheblicher Effizienzverlust entsteht aktuell durch unseren Rüegg Kaminofen: Da er seine Verbrennungsluft von außen über ein stark windanfälliges Rohr bezieht und nicht komplett dicht abschließt, wirkt er bei starkem Wind wie ein Kühlkörper. Sobald das Feuer ausgeht, zieht er Kälte in den Raum. Daher plane ich, parallel zur Installation der Wärmepumpe eine elektrische Außenklappe für die Kaminzuluft anzubringen. Diese würde sich nur dann öffnen, wenn wir den Kamin nutzen, und würde sonst zu 100 % abdichten. Dadurch ließe sich ein weiterer unnötiger Wärmeverlust vermeiden.

Das Edelstahl Rauchrohr unseres Kamins

Da eine für den Heizbetrieb optimierte Luft/Luft-Wärmepumpe mit hoher Effizienz arbeitet, sollte sich dieser Verbrauch mit einem Single-Split-Gerät mit 4 bis 5 kW Heizleistung abdecken lassen. Falls es an besonders kalten Tagen doch nicht reicht, bleibt als Rückfalloption immer noch unser Kaminofen.

Positionierung: Wo sollte die Wärmepumpe stehen?

Eine mögliche Strategie wäre, ein einzelnes Split-Gerät zentral im offenen Wohn-, Küchen- und Essbereich im westlichen Erdgeschoss zu platzieren. In der ersten Heizsaison könnten wir testen, ob die Leistung ausreicht und die Wärmeverteilung im Haus funktioniert. Falls sich herausstellt, dass die Wärme nicht optimal verteilt wird oder die Leistung doch nicht ausreicht, besteht immer noch die Möglichkeit, zusätzlich zwei kleinere Split-Geräte auf der Ostseite des Hauses zu installieren — in zwei abgeschlossenen Räumen, eines im Erdgeschoss und eines im Obergeschoss.

Unser Kamin ist aktuell unter der Stiege in einem sehr kleinen Raum eingebaut. Die Wärmeverteilung erfolgt über eine offene Verbindung zum angrenzenden Bad/WC und von dort aus über die Wohnraumlüftung ins gesamte Haus — was bisher zufriedenstellend funktioniert hat. Mit der neuen Luft/Luft-Wärmepumpe würde die Luft des größten zusammenhängenden Raumes direkt erwärmt werden: Die warme Luft kann sich vom offenen Wohnbereich aus über das Treppenhaus ins Obergeschoss verteilen, während die Wohnraumlüftung den Wärmeausgleich in den Räumen mit geschlossenen Türen übernimmt.

Kostenvergleich

Aktuelle Heizkosten (Kaminofen mit Holz):

  • 4 Raummeter Holz à 90 Euro = 360 Euro/Jahr → unsere aktuellen Heizkosten pro Jahr :-)

Zukünftige Heizkosten (mit einem Split Klimagerät):

  • Heizbedarf: ca. 4.900 kWh (für unser Haus pro Saison)
  • Jahresarbeitszahl (JAZ): 3,8
  • 4.900 kWh / 3,8 = 1.290 kwh/Jahr
  • Stromkosten (bei 30 Cent/kWh): 1.290 kWh × 0,30 Euro = 387 Euro/Jahr

Einsparung durch Photovoltaik (PV): Unsere PV-Anlage könnte sicherlich einen nicht unerheblichen Teil des benötigten Stroms liefern, insbesondere während der Heizübergangszeiten. Angenommen, wir decken 50 % des Strombedarfs über die PV-Anlage, würden die Heizkosten auf etwa 193 Euro/Jahr sinken.

Geräteauswahl und technische Details

Die Auswahl des richtigen Geräts ist entscheidend für Effizienz und Komfort. In unserer Region haben Installationsfirmen von Klima-Split-Geräten jedoch wenig Erfahrung mit der primären Nutzung zum Heizen. Zudem ist das Thema R290-Kältemittel noch recht neu und weitgehend unbekannt. Daher habe ich mich selbst intensiv mit der Technik auseinandergesetzt.

Mein Favorit wäre eines der neuen Modelle mit dem umweltfreundlichen R290-Kältemittel, die für April 2025 von Mitsubishi Electronics bereits angekündigt wurden, wobei konkretere Aussagen erst möglich werden, sobald die Datenblätter vorhanden sind. Auch Midea bietet ein Modell mit diesem Kältemittel an, allerdings nur ein einziges Modell mit einer Nominalleistung von 3,5 kW. Falls wir uns für ein Gerät mit R32-Kältemittel entscheiden, wäre Daikin mit seinen qualitativ hochwertigen Modellen eine interessante Option. Panasonic bietet preislich etwas attraktivere, aber dennoch sehr effiziente Heizmodelle an. Zum Beispiel die Etherea Modelle, die auch optisch sehr ansprechend sind und sich sehr leicht in unser Hausautomatisierung einbauen lassen.

Im Folgenden habe ich ein paar Links von Modellen zusammengestellt, die vielleicht in Frage kommen könnten:

Hier die Ankündigung von Mitsubishi Electronics vom Jänner 2025.

Installationsanleitung MSZ RZ Mitsubishi 2,5 / 3,5 / 5 KW Split-Geräte: Link

Auch beim Akku-Doktor finden sich Infos zu R290 Klima-Splitgeräten und zu den Mitsubishi-Geräten: Link

Und hier die Datenblätter der Mitsubishi Klima-Splitgeräte mit R290: Link

Technische Daten MSZ und MUZ: RZ25VU(HZ) / MSZ-RZ35VU(HZ) / MSZ-RZ50VU(HZ)

Die Entscheidung hängt letztlich von Verfügbarkeit, Preis und langfristiger Umweltfreundlichkeit ab. Ich werde weiter recherchieren und berichten, für welches Modell wir uns letztendlich entscheiden.

Weitere Links

Hier noch ein paarLinks die ich bei der Recherche hilfreich gefunden habe:

Andreas Schmitz, der Akku-Doktor: Split Klima — Dimensionierung für den Heizbetrie

Ein langes aber informatives Video über den Einbau von Daikin Geräten speziell zum Heizen:

Ein informatives Video zum aktuell einzigen in Europa erhältlichen Split Klimagerät mit dem Kältemittel R290 (Propan):

Ein Video zum Sicherheit von Anlagen mit R290 Kühlmittel:

Wie geht’s weiter?

Die Umstellung von einem Kaminofen auf ein modernes Split Klimagerät mit Luft/Luft-Wärmepumpe wäre für uns ein Schritt in Richtung Komfort, Umweltfreundlichkeit und Zukunftsfähigkeit. Bis zum Sommer möchten wir eine Entscheidung treffen und spätestens bis zum Herbst die Installation vornehmen. Nach dem nächsten Winter werde ich dann hier ein Update mit meinen Erfahrungen bringen.

Wenn auch du überlegst deine Wohnung oder dein Haus mit einem Split Klimagerät zu heizen oder vielleicht schon Erfahrung damit gesammelt hast, dann freue ich mich über einen Kommentar oder ein E-Mail von dir!

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